viernes, 28 de abril de 2017

„Die neuen Juden Europas“, von Eyüp Can.

„Die neuen Juden Europas“

Bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts war es nicht gerade leicht, Jude zu sein. Es genügt nicht, die bitteren Geschichten der in vielen Ländern – allen voran Nazideutschland – Völkermorden ausgesetzten und vom Rest der Bevölkerung ausgeschlossenen Juden und die zu dieser Zeitspanne gehörende Geschichte der Menschheit zu erzählen.

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In der vom Exil geprägten Geschichte der Juden sehen wir, dass die spanischen Juden, die ‚Sefarden', die 1492 aus Spanien vertrieben wurden, vom Osmanischen Reich aufgenommen wurden. Ungefähr viereinhalb Jahrhunderte später war es die junge Türkische Republik, die in den Jahren 1933–1945 den Intellektuellen, denen es gelungen war, den Massakern in Deutschland zu entkommen, ihre Türen öffnete. Die Geschichte dieses Exils findet sich in dem dieser Tage vom Günizi Verlag herausgegebenen Buch mit dem Titel ‚Exil unter dem roten Halbmond'.

Nach dem großen Massaker, bei dem Europa sich von seinen Juden zu säubern versuchte, gibt es 5200000 Türken, die jetzt die neuen Juden sind. Obwohl sich unter diesen unseren Menschen, die sich seit 47 Jahren in der Mitte und im Westen des alternden Kontinents niederlassen, 125000 Unternehmer befinden, die einen Umsatz von 45 Milliarden Euro machen, sehen sie sich einer Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt, der schon die Juden, wenn auch auf einer anderen Skala und in unterschiedlicher Erscheinung, ausgesetzt waren. Als Mitglied der europäischen Türken, die nicht enden wollenden Angriffen ausgesetzt sind, begehre ich auch auf gegen den Druck und gegen die Ungerechtigkeiten, denen die armenischstämmigen und griechischstämmigen Brüder in der Türkei ausgesetzt sind. Leider sind die, die trotz dem Verdienst an ihrem Land ausgeschlossen werden, auch die, die ‚draußen gelassen' werden.

In dem Interview des bekannten Zeitungs- und Fernsehjournalisten Nagehan Alci mit Ishak Alaton, dem angesehenen Geschäftsmann und Gründer der Alarko-Holding, der in der Türkei einen guten Ruf für seine Ehrenhaftigkeit hat, hatte ich die Gelegenheit, über den staatlich gelenkten Antisemitismus zu lesen. Wie sind wir in der heutigen Türkei, die den 1933 geflohenen, unterdrückten Juden die Tore geöffnet hat und sie trotz starkem Druck und unmoralischen Angeboten geschützt hat, in solch eine Lage geraten? Es hat mich traurig gemacht zu sehen, dass ein Mensch wie Ishak Alaton, der, würde man eine Liste aufstellen für ‚echte Menschen', wohl an der Spitze stehen würde, derartige Gefühle zum Ausdruck gebracht hat. Der Angriffssturm, dem er nach Erscheinen dieses Interviews ausgesetzt war, machte mich noch trauriger, da ich mich daran erinnerte, was wir als in Deutschland lebende Türken zu verschiedenen Zeiten miterleben mussten. Herr Alaton, wir, die europäischen Türken, wissen, wie bedeutend sie für dieses Land sind. Als neue Juden Europas sind wir es, die 5200000 Schicksalsgenossen, die in Europa leben, die Sie am besten verstehen. Die antisemitische Einstellung bestimmter Kreise in der Türkei sollte Sie nicht betrüben, das türkische Volk und wir, als die neuen Juden Europas, stehen hinter Ihnen.“ Von Faruk Sen


Auf folgende Veröffentlichung von Eyüp Can in der türkischen Wirtschaftszeitung „Referans“ vom 22. April 2008 reagierte Faruk Sen mit seiner obenstehenden umstrittenen Kolumne:

Ein Aufschrei von Ishak Alaton: Wacht endlich auf! In der Arbeitswelt gibt es Menschen, die wenig sprechen, aber damit viel sagen. Aber wenn sie reden, dann richtig. Manchmal sprechen sie aus Verzweiflung, manchmal, um eine Lösung zu finden oder um selbst eine Lösung zu sein. Ishak Alaton, den ich seit 15 Jahren kenne, ist so einer. Letzte Woche hat er einen persönlichen Brief geschrieben aus Anlass einer Nachricht und eines Porträtversuchs in „Referans“ von Osman Öndes, mit dem Thema „Sami Ofer hat für die Restaurierung des Museums für Marine in England 45 Millionen Dollar gespendet“. Es ist nicht meine Art, persönliche Briefe in meiner Kolumne zu veröffentlichen. Aber wenn ich mit euch nicht die Weisheit des Sami Ofer teile, aus Verzweiflung Lösungen zu finden, und seinen rührenden und ehrlichen Aufschrei, den man als Weckruf zusammenfassen kann, dann würde ich Unrecht tun. Vom Antisemitismus bis zur Feindschaft gegenüber dem ausländischen Kapital, von der Vergangenheit bis heute ist das Thema sehr empfindlich. Sein Aufschrei gilt allen, die eine Vernunft und ein Gewissen haben. Von Eyüp Can.

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