Abschied vom Prinzipiellen
Abschied vom Prinzipiellen
Erfahrung – Lebenserfahrung ist für die Philosophie unersetzlich. Erfahrung ohne Philosophie ist blind, Philosophie ohne Erfahrung ist leer: man kann keine Philosophie wirklich haben, ohne die Erfahrung zu haben, auf die Sie die Antwort ist.
Nachträglicher Ungehorsam
Freud: der Begriff des „nachträglichen Gehorsam“. Compensar matar al padre mediante obedenciéndole posteriormente.
Nachträglich = subsiguiente
Es gibt keine Nichtverschlechterungsgarantie.
Man braucht das Gewissen nicht mehr zu haben, wenn man das Gewissen wird.
Das Tribunal, dem man entkommt, indem man es wird.
Skepsis und Endlichkeit.
Je mehr man sie an einer den Denkfronten konzentriert, desto leichter kommt die Naivität zum Sieg an den anderen.
Gerade diese Wende zur Skepsis jedoch wiederholt und bekräftigt – mußte skeptischer werden in Bezug auf sich selber: ins besondere angesichts des unbehaglichen Verdachts, sie wirke als indirekte Ermächtigung von Weltververbesserungsillusionen.
Darum wurde es fällig, ihr Illusionspotential zu reduzieren […] und die Skepsis umzudefinieren als einer Philosophie der Endlichkeit.
Die Bereitschaft gemäß den „Sitten der Väter“ zu leben, wo es keine zwingenden Gründe fürs Abweichen gibt - nach Üblichkeiten zu handeln.
Das Leben des Menschen ist stets zu kurz, um sich vor dem, was er schon ist in beliebigen Umfang durch Ändern zu lösen; er hat schlichtweg keine Zeit dafür.
Darum muß er stets überwiegend das bleiben, was er geschichtlich schon war: er muß anknüpfen. Zukunft braucht Herkunft.
Die Beweislast hat der Veränderer. Indem sie diese Regel übernimmt, die aus der menschlichen Sterblichkeit folgt, tendiert die Skepsis zum konservativen.
Man schneidet nur, wenn man muß, wenn zwingende Gründe vorliegen.
Übertribunalisierung der Wiklichkeit.
Weil wir zu schnell sterben für totale Änderungen und totale Begründungen, brauchen wir Üblichkeiten.
Die Skeptiker sind also gar nicht die, die prinzipiell nichts wissen; sie wissen nur nichts Prinzipielles: die Skepsis ist nicht die Apotheose der Ratlosigkeit, sondern nur der Abschied von Prinzipiellen.
El principio transforma la realidad en lo contingente, inentendible e injustificable
Das Prinzipielle ist lang, das Leben kurz, wir können mit dem Leben nicht warten auf die prinzipielle Erlaubnis, es nunmehr anfangen und leben zu dürfen; denn unser Tod ist schneller als das Prinzipielle: das eben erzwingt den Abschied von Prinzipiellen.
Darum muß der endliche Mensch einstweilen [mientras tanto], in provisorischer Moral, aber jedenfalls bis zu seinem Tod.
Aus Kontingenzen zu leben, d.h., ein Schicksal zu haben ist – wegen ihrer Sterblichkeit, für die Menschen unvermeidlich.
All diese Überlegungen verabschieden die prinzipiellen Philosophie, aber sie verabschieden nicht die unprinzipielle Philosophie: die Skepsis
Sie verabschieden für die Menschen die prinzipielle Freiheit, aber nicht die wirkliche Freiheit, die im plural: die Freiheiten
Freiheiten entstehen durch Gewaltenteilung
isosthenes diaphonia: colisión de dos convicciones opuestas
No perplejidad absoluta
Hermeneutik ist die fpr Menschen lebensnotwendige Kunst sich verstehend in Kontingenzen zurechtzufinden.
„Lesen und lesen lassen“.
»Das Leben« - sagt ein Sprichwort - »ist schwer, aber es übt«: vor allem trainiert es - more scepticoZufriedenheiten damit, daß es endlich ist.
Inkompetenzkompensationskompetenz. Über Kompetenz und Inkompetenz der Philosophie.
Bei einem chinesischen Henkerwettstreit - so wird erzählt - geriet der zweite Finalist in die Verlegenheit, eine schier unüberbietbar präzise Enthauptung durch seinen Konkurrenten, der vor ihm dran war, überbieten zu müssen. Es herrschte Spannung. Mit scharfer Klinge führte er seinen Streich. Jedoch der Kopf des zu Enthauptenden fiel nicht, und der also scheinbar noch nicht enthauptete Delinquent blickte den Henker erstaunt und fragend an. Drauf dieser zu ihm: Nicken Sie mal.
Philosophenprofis
Die Philosophiegeschichte ist der Gerschichte der Reduktion der Kompetenz der Philosophie.
Erst war die Philosophie kompetent für alles, dann war die Philosophie kompetent für einiges; schließlich ist die Philosophie kompetent nur für eines: nämlich für das Eingeständnis der eigenen Inkompetenz.
Philosophie: Die Altersweisheit der noch nicht Alten.
Residualkompetenzen:
Die Geschichte der Philosophie.
2.
die Flucht aus dem Gewisehaben in das Gewissesein.
Jemand, der Gewissen wird, kann sich dadurch die Notwendigkeit ersparen, Gewissen zu haben.
Darum wählt die Kritik den Ausweg, dabei nicht der Angeklagte zu sein, sondern der AnklÄager; sie entlasstet sich, indem sie richtet, um nicht gerichtet zu werden.
Die Philosophie als Kritik wird das absolut Unanklagbare.
Die Philosophie hatte Geweissen. Stattdessen „ist“ die nun Gewissen, und zwar das absolute.
Pues lo que no está con la crítica está contra ella, y por ende es pecaminoso. Así, en ese trance bacántico en cuyo éxtasis no se permite a ningún miembro hurtarse a la ebriedad, resultan excomulgadas las partes que permanecen sobrias. Las ciencias vuelven a ser potencialmente heréticas: sus investigadores y resultados se someten de nuevo a una censura en nombre de la salvación. Haberse librado de todo ello: tal fue el sentido de la modernidad; rehabilitalo es el signo de la contramodernidad. A ese precio busca la filosofía. Bajo la rúbrica de la crítica, competencia absoluta de carácter dogmático.
Schlüsselgewalt. Poder de las llaves: competencia para perdonar pecados.
Tal vez hoy en día la filosofía no tenga ninguna posibilidad de dejar de ser un redimiento fallido; tal vez solo posea la posibilidad de confesárselo.
Der Angeklagte und der entlastete Mensch in der Philosophie des 18. Jahrhunderts.
Einer Neubestimmung des Menschen
homo progressor et emancipator
homo naturales et individualis
homo sensibilis et genialis.
These: Dieser Neubestimmung des Menschen gehört zum Phänomen einer Flucht aus der gerade dort einsetzenden „Übertribunalisierung“ der Menschenwelt: sie sind Versuche ihrer Kompensation durch „Ausbruch in die Unbelangbarkeit“.
Homo compensator
„El sabio es el individuo que sabe vivir de forma mesurada, domina la capacidad de compensar males mediante comodidades. Cicero“
Übertribunalisierung.
Der Teufel als genius malignus wird zu einem fiktiven Kniff im Kontext des methodischen Zweifel.
Dios debe ser liberado de su papel demiúrgico a favor de su verdad.
Con el motivo de exonerar a Dios se proclama al hombre creador.
Exoneración por negación de su existencia.
Der Mensch wird der Erbe der Funktionen Gottes: nicht nur seiner Funktion als Schöpfer. Sonder auch seiner Funktion als Angeklagter der Theodizee.
El hombre, acusado de los males mortales, comparece ante untribunal perpetuo, cuyo fiscal y juez son el hombre mismo, de tal modo que se ve presionado a justificarse y coaccionado a legitimarse absolutamente.
Ausbruch in die Unbelangbarkeit (als Anstwort auf die Hzpertrophie des Legitimationszwangs)
Anonymitätsbedarfs. Unidentifizierbar und darum für Legitimationsfraen unerreichbar.
Indidualität: Individuum est ineffabile.
Enthusiasmus der Abwesenheit: Reise.
Unbelangbarkeit durch Krankenheit.
Durch Wahnsinns
Autonomie der Kunst.
Proklamation von Grund und Menschen rechten.
Flucht ins Gewissensein und ihr Kollaps.
Si uno monopoliza el papel de acusador absoluto, entonces otros hombres devienen acusados.
El inculpado es el que no representa la vanguardia.
El acusador deja de compadecer ante el tribunal en tanto que encarna su máxima instancia.
Evasión hacia la inimputabiliad en tanto que se aumenta la de otros.
Man entkommt dem Tribunal, indem man es wird.
Ende des Schicksals.
Es gibt kollektive Schicksale: die Sinflut, alle ertrinken. Es gibt individuelle Schicksale: die Sinflut, Noah überlebt.
Die herrschende Meinung – herrschend in dem Sinne, daß jeder, der gegen sie auftritt, a priori die Beweislast zu haben scheint, ist daß alles machbar ist.
Aber wegen der Unverfürbarkeit der Vorhaben gibt es Schicksal.
Die Beweislast hat der Veränderer: Unfreiwilligen Konservativismus aus KomplexitÄat.
[Chesterton's fence]
Jein Mensch kann absolut von vorn anfangen, jeder muß an das anknüpfen, was schon da ist: Zukunft braucht Herkunft.
El hombre tiene destino, pues no puede controlar ni sus antecedentes ni las consecuencias de sus actos. Adicionalmente, es mortal y por tanto no tiene tiempo para fundamentar principios.
Man versucht Entäuschungen durch die Kunst des Ignorierens zu vermeiden.
Lob des Polytheismus
Eulen nach Athen tragen.
1. Zweifel am Striptease
Diese Geschichte des Prozesses der Entmythologisierung ist – meine ich – selber ein Mythos.
Mythen sind Geschichten.
Wir Menschen sind immer in Geschichten verstrickt [enredados]
Freiheit: was wir nicht ändern können, wenigstens zu erzählen und umzuerzählen.
Ist es nicht so, daß das Erzählen von Geschichten aufhört, sobald man wirklich weiß? Müssen nicht dort, wo die Wahrheit auftritt, die Mythen verschwinden?
Mythen sind doch in die noch leere Stelle der Wahrheit eingetreten, aber das ist einer Zweckentfremdung.
Denn Mythen sind keine Vorstufen und Prothesen der Wahrheit, sondern die Mythische Technik – das Erzählen von Geschichten – ist wesentlich etwas anderes, nämlich die Kunst die vorhandene Wahrheit in die Reichweite unserer Lebensbegabung zu bringen.
Da ist nämlich die Wahrheit in der Regel noch nicht, wenn sie unbeziehbar ist.
Geschichten erzählen Wahrheiten in unsere Lebenswelt herein.
Eines ist die Wahrheit, ein anderes, wie sich mit der Wahrheit leben läßt. ++
Das Wissen ist nicht das Grab, sondern das Startloch der Mythologie. Denn wir brauchen zwar die besprochene, aber wir leben in der erzählten Welt.
Drum eben gilt: es geht nicht ohne Mythen. Wir können die Geschichten nicht loswerden; wer es trotzdem glaubt, betrügt sich selber.
2. Monomythie und Polymythie.
Gefährlich ist der Monomythos, ungefährlich sind die Polymythen.
Freiheit durch Interferenzen: Spielraum.
De los progresos, el progresos, de lo las libertades, la libertad, de las revoluciones, la revolución, e incluso de las historias, una historia. El mito de la causa.
Spielraum
As long as in polytheism many gods were powerful, individuals had latitude by virtue of the fact that they could always be excused in relation to one god, by the service they owed another one.
But as soon as only a single god rules, humanking has to enter God’s total service and totally obey.
Stories, as incorrigible mischief-makers, are a priori not admitted, because in them persons narrate rather than coming to agreement.
Die Geschichten müssen wieder zugelassen werden.
3. Das Unbehangen an Monomythos
El mito de la causa
4. Plädoyer für aufgeklärte Polymythie
The political separation of powers is enlightened.
As long as in polytheism many gods were powerful, individuals had latitude by virtue of the fact that they could always be excused, in relation to one god, by the service they owed another one.
But as soon as only a single god rules, humankind has to enter God's total service and totally obey.
If you will allow me one final observation: all of this might not be without consequences for philosophy as well. It seems to me that it is also time for philosophy to end its collaboration with the monomyth and to gain distance, as well, from everything in itself that disposes it in favor of such collaboration. By this I mean in particular the conception of philosophy as an orthological mono-logos: as the singularizing attempt to empower a sole reason by means of prohibitions of dissent, an attempt in which stories, as incorrigible mischief-makers, are a priori not admitted, because in them persons narrate rather than coming to agreement.
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